Arbeitsweisen
 

Analytische Gestalttherapie

Gestalttherapie (F. Perls) bietet einen Weg an, unser Leben durch Ausweitung unserer Erlebens- und Verhaltensmöglichkeiten zu bereichern. Analytische Gestalttherapie ist ein tiefenpsychologisch begründetes Verfahren, d.h., unser gegenwärtiges Erleben und Verhalten wird auch von Kräften beeinflußt, die uns nicht bewußt sind, z.B. von verdrängten Konflikten, die in der Vergangenheit nicht abschließend gelöst werden konnten.

Die Gestalttherapie ist ein ganzheitlich orientiertes Verfahren, daß den Menschen als untrennbare Körper-Seele-Geist- Einheit betrachtet und ein humanistisch orientiertes Verfahren, daß sich am "gesunden Menschen" orientiert, der sich durch Ganzheitlichkeit, Selbstverantwortlichkeit, Humanität und Entwicklungsfähigkeit auszeichnet.

Die Gestaltpsychologie arbeitet in der Gegenwart, im Hier und Jetzt. Was immer wir erleben ist zeitlich betrachtet in der Gegenwart, ist der Bezugspunkt von dem aus wir vor- oder zurückblicken können.
Gestalttherapie arbeitet an einer Veränderung des Wahrnehmungsverhaltens, der wachen Bewußtheit (Awarness). Bewußtheit bedeutet einerseits In-Kontakt-Sein mit dem was außerhalb von uns passiert und andererseits In-Kontakt-Sein mit dem, was in uns vorgeht. Wenn wir diesen direkten Kontakt vermeiden, indem wir auf Gedanken, Phantasien, Befürchtungen oder Wunschträume ausweichen, verlieren wir den Zugang zu unseren wahren Bedürfnissen.

Die Gestaltpsychologie benützt ein Figur/Grund-Konzept und geht davon aus, daß der visuelle Raum eines Menschen strukturiert ist in "Gestalt oder Figur" und in "Hintergrund oder Grund". Mit Figur ist der Brennpunkt des Interesses gemeint, das vorherrschende Bedürfnis; während Grund, die Umgebung, die Umwelt oder den Kontext bedeutet. Das Wechselspiel zwischen Figur und Grund ist dynamisch, denn der gleiche Grund kann, bei verschiebender Aufmerksamkeit, andere Figuren (psychische Eigenschaften) hervorbringen.

In den doppeldeutigen Bildbeispielen können Sie

Kelch oder Profile?   einen weißen Kelch auf schwarzem Grund oder zwei Profile auf weißem Grund sehen,
     
Junge Frau oder alte Hexe?   im Profil eine junge Frau oder die alte Hexe (Die lange Nase der Alten ist die gesamte Wangenlinie der jungen Frau).

Die Veränderung die Sie wahrnehmen, ist nicht die Folge einer Veränderung des Bildes, sondern gestaltet sich um durch aktives, bewußtes Verschieben des Hintergrundes. Die Umgestaltung kommt plötzlich und löst ein "Aha-Erlebnis" aus, eine Einsicht.

Die Gestalttherapie verfügt über verschiedene "Techniken", z.B. Rollenspiel, Innerer Dialog, heißer Stuhl, Bewußtheit lenken, Traumarbeit oder kreative Hilfsmittel (Farben, Märchen, Bewegung, Musik).

In der Weiterentwicklung der klassischen Gestalttherapie zur Integrativen Therapie (Petzold) geht es nicht nur um die Selbsterfahrung im Hier und Jetzt, sondern auch um das Verstehen unseres Mensch-Seins in der Welt. In der Beziehung zum anderen werden wir beziehungs- und liebesfähig und müssen andere Menschen zur Erfüllung unserer Bedürfnisse nicht gebrauchen oder besitzen.
In dieser Entwicklungsphase wird der Mensch sich selbst nicht mehr so wichtig nehmen und ahnen, daß es außer ihm noch etwas Größeres gibt, das er mit seinen Sinnen nicht mehr erfassen kann. (siehe Transpersonale Psychologie)

Dalai Lama:
"Die Quelle für das Glücklichsein ist ein mitfühlendes und liebendes Herz. Echtes Mitgefühl bringt uns Gelassenheit und innere Kraft und erlaubt uns, das Leid des anderen Menschen zu erkennen".


Aquarell von Martha Riegel Hertel
"Licht durchbricht - Mauern die nicht weichen"

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